Der zwölfte HDIS widmet sich den Auswirkungen des Klimawandels auf die internationale Sicherheits- und Außenpolitik. Insbesondere das Abschmelzen der Eiskappen birgt Konfliktpotenzial um Ressourcen, Handelsrouten und Einfluss. Aufgrund der aktuellen Situation und den Auswirkung der Corona-Pandemie wird der diesjährige HDIS erstmalig ein rein digitales Format haben.
Signifikanter wissenschaftlicher Evidenz zum Trotz gibt es nach wie vor Skepsis gegenüber dem menschengemachten Klimawandel. Diese wird vereinzelt auch von wichtigen politischen Akteur*innen geäußert, was das sensible Gebiet der Arktis auf besonders problematische Weise betrifft. Bodenschätze sowie wirtschaftliche und militärische Interessen kollidieren in der Arktis mit der Notwendigkeit für den Schutz des Klimas und der Umwelt. Die Dynamik der daraus resultierenden Spannungen ist ein interessantes, wenngleich vernachlässigtes Themengebiet der internationalen Sicherheit, das oft von scheinbar akuteren klassischen Themen überlagert wird. Daher ist es besonders wichtig, auch langfristige Themen wie die Entwicklung in der Arktis in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, und neben der ökologischen auch die politische Perspektive zu betrachten – insbesondere, da politische Entscheidungen einen großen Einfluss auf die ökologische Gesamtsituation haben können.
Der HDIS 2020 wird den Teilnehmer*innen eine interaktive Begegnung in Form eines Planspiels ermöglichen, in dem ökologische mit politischen Fragen gemeinsam behandelt werden. Ein Workshop am Vortag liefert die dafür benötigten Grundlagen und bringt die Teilnehmer*innen auf einen gemeinsamen Wissensstand. Eine interdisziplinäre Perspektive bietet das Social Event, in dem allgemeinere Fragen des Klimawandels aus naturwissenschaftlicher Sicht beleuchtet werden, während in der einleitenden Podiumsdiskussion spezifisch auf die deutsche udn europäische Arktispolitik eingegangen wird.
Podiumsdiskussion: Die deutsche und europäische Arktispolitik
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Im Rahmen der öffentlich zugänglichen Podiumsdiskussion des HDIS 2020 sollen den Teilnehmer*innen wichtige Aspekte der deutschen und europäischen Arktispolitik nähergebracht und aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten werden. Der Fokus soll darauf liegen, den Teilnehmer*innen einen Zugang zu den komplexen Wechselwirkungen von sicherheitspolitischen, ökonomischen und ökologischen Interessen in der Arktis zu ermöglichen und die von der internationalen Gemeinschaft ergriffenen Maßnahmen nachzuvollziehen. Außerdem bietet die Podiumsdiskussion einen Rahmen für die Workshops und das Planspiel an den Folgetagen an. Im Vordergrund des Austauschs stehen die außenpolitischen Interessen Deutschlands und der EU in der Arktis. Neben Fragen der geopolitischen Interessen und der Verteidigung sollen idealerweise auch wirtschaftliche Interessen der deutschen und europäischen Arktispolitik angesprochen werden. Außerdem sollen Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit und der Umweltpolitik ebenfalls berücksichtigt werden.
Das Forum für internationale Sicherheit begrüßt als Diskutanten den CDU-Europaabgeordneten und außenpolitischen Sprecher der EVP-Fraktion Michael Gahler. Neben Herrn Gahler wird Dr. Konstantinos Tsetsos, Researcher am Metis Institut für Strategie und Vorausschau an der Universität der Bundeswehr München, ebenfalls als Diskutant an der Podiumsdiskussion teilnehmen. Die Veranstaltung wird moderiert werden von Herrn Felix Deist, Mitglied des Forums Neue Sicherheitspolitik der Heinrich-Böll-Stiftung..
Folgende Fragestellungen sollen im Rahmen der Podiumsdiskussion angesprochen werden:
- Welche Intentionen verfolgt Deutschland und die EU bei der Teilhabe in der internationalen Arktispolitik und wie agiert es neben anderen einflussreichen Staaten in der Region?
- Wie positioniert sich Deutschland und die EU bei der Frage um den Schutz der Arktis im internationalen Vergleich?
- Wie sehen die zukünftigen Maßnahmen der deutschen und europäischen Arktispolitik aus und inwiefern unterscheiden sie sich von den Maßnahmen anderer Akteur*innen?
- Welche sicherheitspolitischen Maßnahmen strebt Deutschland un die EU an, um den Frieden in der Arktis zu erhalten?
- Mit welchen Herausforderungen könnte Deutschland und die EU in der Arktis konfrontiert sein? Welche internationalen Plattformen stehen für einen multilateralen Austausch bereit?
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Workshop: Schmelzendes Eis und schwelende Konflikte
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Der Workshop im Rahmen des HDIS 2020 soll den Teilnehmer*innen eine politikwissenschaftliche Perspektive auf die Arktis und ihr zukünftiges Konfliktpotenzial bieten. Besonders durch den Klimawandel und das schmelzende Eis gewinnt die Region an Aktualität und steht im Zentrum möglicher Konflikte. Politische Interessen um die Nutzung von Ressourcen und Seewegen, sowie Forderungen nach Gebietsansprüchen in der Arktis stellen neue Herausforderungen für die internationale Politik dar. Diesen Herausforderungen stellen sich die beteiligten Akteur*innen auf unterschiedliche Weise. Diese Entwicklungen können dabei für die jeweiligen Akteur*innen einen Verlust oder einen Gewinn an politischem Einfluss bedeuten. Der Workshop hat zum Ziel, genau diese Spannungsverhältnisse darzustellen und zu analysieren. Des Weiteren soll er den Teilnehmer*innen Grundwissen über die Akteur*innen, Institutionen und Konflikte in der Arktispolitik nahebringen sowie Raum für eigene Gedanken und Anregungen schaffen. Der Workshop dient als Vorbereitung für das Planspiel am Folgetag, in dem das zuvor erworbene Wissen aktiv und eigenständig angewendet werden soll. Insgesamt stellt die Arbeit im Workshop den zentralen Teil des HDIS dar, durch die der Großteil des wissenschaftlichen Inputs vermittelt werden soll.
Methodisch soll der Workshop abwechslungsreich und interaktiv gestaltet werden, um einen Dialog zwischen den Teilnehmer*innen und der*dem Referent*in zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen die Teilnehmer*innen durch Input-Vorträge, Gruppenarbeiten und Diskussionen neues Wissen und Analysestrategien über die internationale Arktispolitik bekommen. Prinzipiell soll im ersten Teil des Workshops theoretischer Input gegeben werden. Dieser sollte u.a. darin bestehen, die vorhandenen politikwissenschaftlichen Erklärungsansätze der Arktispolitik und das Spektrum möglicher Perspektiven vorzustellen. Am Nachmittag soll durch verschiedene didaktische Methoden der Austausch im Vordergrund stehen. Dabei können divergierende Interessen einzelner Akteur*innen und Institutionen der internationalen Arktispolitik und zukünftige Entwicklungen besprochen werden.
Folgende Leitfragen können dabei zur Orientierung dienen:
- Wer sind die relevanten staatlichen und nicht-staatlichen Akteur*innen in der Arktis, welche Interessen und Strategien verfolgen sie und wo besteht Konfliktpotenzial zwischen ihnen?
- Wie ist die internationale Arktispolitik institutionalisiert und welche Formen der Zusammenarbeit bestehen bereits oder sind denkbar?
- Wie gestaltet sich die Arktispolitik in verschiedenen (Politik-)Feldern (Fokus auf verschiedene Themenbereiche wie Klimawandel, Sicherheitspolitik, Rohstoffe und Ressourcen, etc.)?
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Social Event: Eisbrecher
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Das Social Event des HDIS 2020 soll den Teilnehmer*innen den Rahmen bieten, eine naturwissenschaftliche Perspektive auf die klimatischen eränderungen in der Arktis zu bekommen und sich in lockerer Atmosphäre darüber auszutauschen. Die Struktur des Social Events besteht aus wei Abschnitten: einem Vortrag als Input gefolgt von einem Abendessen als Ausklang des Tages.
Das Social Event soll in Form eines Vortrags eines*r Klimaforscher*in mit Expeditionserfahrung, gefolgt von einer Fragerunde, stattfinden. Am Anfang des Vortrags wird der*die Referent*in von einer Expedition berichten, Bilder zeigen und somit spannende Eindrücke von der Arbeit vor Ort vermitteln. Nach dieser Einführung wird der Rest des Vortrags Inhalte der Forschungserkenntnisse des*der Referierenden diskutieren. Idealerweise beleuchtet der*die Referent*in hierbei relevante Aspekte der Klimaproblematik, die über die bekannten Probleme von steigenden Meeresspiegeln hinausgehen (z.B. im Eis eingeschlossenes CO2, Permafrost, Sonnenreflektion, etc).
Der erste Teil des Social Events soll den Teilnehmer*innen folglich die Möglichkeit bieten, sowohl theoretische als auch praktische Informationen und Erfahrungen aus erster Hand zu erhalten. Der zweite Teil des Social Events besteht aus einem gemeinsamen Abendessen, bei dem den Teilnehmer*innen die Möglichkeit für informelle Gespräche mit dem*der Referent*in geboten werden soll und das den Abend gemütlich ausklingen lässt. Weiterhin sollen die Teilnehmer*innen sowohl den Austausch untereinander suchen als auch, dem Namen des Events folgend, Kontakte knüpfen.
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Planspiel: Das Lied von Eis und Öl
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Das Planspiel soll dazu dienen, die vorab im Rahmen der Konferenz erworbenen Kenntnisse praxisorientiert anzuwenden und kritisch zu reflektieren. Auf diese Weise soll es die Fähigkeit der Teilnehmer*innen zum realitätsnahen Wissenstransfer stärken und weiter ausbauen. Es fordert von ihnen, die eigene Perspektive auf die Thematik je nach eingenommener Position (also je nach zu vertretendem Land und zugeteilter Rolle) zu differenzieren und Schwerpunkte mit Blick auf die von der eigenen Gruppe verfolgten Prioritäten zu setzen. Darüber hinaus werden die Teilnehmer*innen in eine Situation versetzt, die von ihnen eine zügige Reaktionsfähigkeit unter Zeitdruck erfordert. Das Planspiel ziel darauf ab, das latente Konfliktpotenzial in der Arktis zu betonen und die Interdependenz verschiedener Politikfelder (Umwelt- und Klimapolitik, Ressourcenausbeutung, territoriale Ansprüche und Seerecht, etc.) in dieser Region zu unterstreichen.
Das Planspiel behandelt ein fiktives Szenario in der Arktis. In diesem verändert ein größerer Fund von Ressourcen in einem umstrittenen Gebiet den Status Quo zwischen den Anrainerstaaten. Daher sollen sich die Teilnehmer*innen im Rahmen des Planspiels konkret auf die vier Themengebiete (1) territoriale Grenzziehung, (2) Ressourcenausbeutung, (3) maritime Sicherheit und (4) Umwelt- und Naturschutz fokussieren. Um während des Planspiels Einfluss auf den Verlauf des Szenarios nehmen zu können, ist die Einrichtung eines „Nachrichtenzentrums“ angedacht. Über dieses können mit Hilfe von Meldungen wichtige Informationen an die Teilnehmer*innen übermittelt werden. Zudem ist es den Teilnehmer*innen darüber möglich, wichtige Informationen an ihre Kolleg*innen weiterzugeben. Zuerst werden die Teilnehmer*innen in verschiedene Ländergruppen eingeteilt. Sie übernehmen dabei jeweils die Rollen von staatlichen oder nicht-staatlichen Akteur*innen (z.B. Regierungschef*in, Außenminister*in, Umweltverbände etc.). An der Simulation werden die acht Mitgliedstaaten des Arktischen Rates teilnehmen.
Ziel des Planspiels soll es sein, im Rahmen einer Konferenz/Sitzung des Arktischen Rates eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten. Dazu konzipieren die Gruppen ein Positionspapier. Dieses soll die Ziele ihres Landes im Szenario, mögliche Partner*innen und Gegenspieler*innen sowie „rote Linien“, die nicht überschritten werden dürfen, enthalten. Nach Ablauf der gesetzten Zeit stellen die einzelnen Ländergruppen ihr Positionspapier vor. Anschließend gibt es eine Besprechungsphase für die Gruppen. Nach dieser beginnt die Konferenz/Sitzung des Arktischen Rates, in der die Gruppen sich beratschlagen und versuchen, eine gemeinsame Position zu entwickeln. Zwischenergebnisse einzelner Verhandlungen können über das Nachrichtenzentrum allen anderen Gruppen mitgeteilt werden. Gegen Ende der Konferenzphase soll dann eine gemeinsame Erklärung bzw. ein gemeinsames Abkommen aller Staaten präsentiert werden, welches – wenn möglich – den Konflikt entschärft oder gar beseitigt.
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