Prof. Dr. Switgard Feuerstein
Dr. Martin Thunert
Marc Fabri und Diane Langeloh

Im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdiskussion des Forum für Internationale Sicherheit Heidelberg (FiS)diskutierten am 13. Mai 2025 Prof. Switgard Feuerstein (Alfred Weber Institut für Wirtschaftswissenschaften) und Dr. Martin Thunert (Heidelberg Center for American Studies) die außenwirtschaftliche und strategische Neuausrichtung der Vereinigten Staaten – insbesondere mit Blick auf die kommende Andauer der zweiten Amtszeit Donald Trumps.

Außenhandel unter Druck: Die ökonomische Perspektive

Prof. Feuerstein betonte die grundsätzlichen Vorteile des Außenhandels, insbesondere für kleinere Volkswirtschaften: komparative Vorteile, eine breitere Produktpalette und eine Begrenzung wirtschaftlicher Marktmacht durch internationalen Wettbewerb. Die historische Entwicklung des globalen Handelssystems – von GATT über WTO bis zur nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA – zeige die enge Verbindung zwischen internationalen Institutionen und amerikanischer Führungsrolle.

Allerdings habe sich mit der Trump-Administration ein fundamentaler Wandel vollzogen: Blockade internationaler Streitbeilegungsmechanismen, Rückzug aus multilateralen Abkommen, Zölle und gezielte Handelskonflikte mit China unterminierten das bisherige regelbasierte System. Der Gedanke strategischer Autarkie – etwa bei kritischen Rohstoffen – finde zunehmend politischen Rückhalt, besonders seit der Corona-Pandemie. Die Kehrseite sei ein Anstieg von Produktionskosten, volatile Lieferketten und ein Verlust an ökonomischem Vertrauen.

Strategische Neuvermessung: Die politische Perspektive

Dr. Thunert stellte die aktuelle US-Außenpolitik in einen historischen Kontext: Der frühere Isolationismus der Zwischenkriegszeit sei heute weniger dogmatisch, sondern strategisch motiviert. Trumps Politik verfolge keinen vollständigen Rückzug, sondern eine Fokussierung auf eigene Einflusssphären – ein realpolitischer Ansatz, der außenpolitisches Engagement auf unmittelbare nationale Interessen beschränkt.

Innerhalb der republikanischen Partei sei ein Machtwechsel zu beobachten: Während klassische „Primacists“ weiterhin auf globale Hegemonie setzen, gewinnen „Prioritizers“ und „Restrainers“ an Einfluss, die sich für ein gezielteres, ressourcenschonendes Engagement aussprechen. Auch Trumps aggressive Rhetorik gegenüber traditionellen Verbündeten wie Kanada oder Deutschland sei weniger Ausdruck von Desinteresse als Versuch bilateraler Dominanz.

Zwischenbilanz: Rückzug mit Risiko

In der Paneldiskussion wurde deutlich, dass eine Rückkehr zu stabilen multilateralen Ordnungsstrukturen derzeit unwahrscheinlich erscheint. Die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Folgen einer zweiten Trump-Administration dürften weitreichend sein – nicht nur für die USA, sondern auch für Europa. Der Rückzug amerikanischer Führungsbereitschaft zwingt die EU, ihre außen- und sicherheitspolitische Position neu zu definieren, ohne dabei vorschnell bestehende Schutzmechanismen aufzugeben.

Gleichzeitig wurde betont, dass die langfristigen Auswirkungen aktueller Entwicklungen – etwa auf Soft Power, Investitionssicherheit und transatlantisches Vertrauen – noch nicht abschließend bewertet werden können. Fest steht jedoch: Die internationalen Rahmenbedingungen für Handel und Sicherheit verändern sich, und mit ihnen auch die Rolle der USA als ordnungspolitischer Akteur.